Die Geburt

Dieses Großereignis fand statt am 19.08.1972 in Heidelberg, woselbst ich das Licht des St.-Josefskrankenhauses gen 16:30 Zulu erblickte. Ich hatte mir Zeit gelassen und war eine Woche zu spät dran, aber zumindest damals waren „Hektik“ und „Streß“ noch bedeutungslose Buchstabenkombinationen für mich. Alles andere war mir im übrigen ebenfalls vollkommen Schnurz, mit einer Ausnahme: Schlafen. Das zählt bis heute zu meinen liebsten Aktivitäten (wenn man's so nennen will), und ich stellte diese Leidenschaft sofort unter Beweis. Da kam mir mein erstes eigenes Bett gerade recht:


Ich hoffe jedenfalls, daß es mein erstes Bett war und daß meine Eltern nicht den Fehler wiederholt haben, so eines zu erwerben *würg*. Ich meine: Hallo, das Bett war ROT. Bin ich denn ein Mädchen? Wäre ein blaues zuviel verlangt gewesen..?
Aber gut, ich war noch neu im Haushalt und wollte nicht gleich rumstressen. Außerdem war ich guter Dinge, daß Mami und Papi meinen maskulinen Körperbau erkennen und meine Umgebung dementsprechend gestalten würden.

Die Kindheit

Ja, und so kam ich dann zu meinem Gummiboot. Knallrot *seufz*! Aber von klein auf war ich darin geübt, gute Miene zum roten Spiel zu machen; dadurch erklärt sich meine Grinse auf dem Bild. Sieht richtig echt aus, gelle?
Ich hoffe, der rosa Farbstich meines Einteilers liegt im Alter des Photos begründet. Anderslautende Vermutungen weise ich strikt von mir!



Nachdem die Strampelanzug-Ära endlich vorbei war, kamen die ersten richtigen Klamotten auf mich zu. Aber welche Überraschung: Sie enthielten einen deutlichen Rot-Anteil. Da ich inzwischen halbwegs laufen konnte, unternahm ich den Versuch, die Kluft zu entsorgen. Dabei lernte ich, daß es sich empfiehlt, das Zeug zuvor auszuziehen. Aber solcherlei Erfahrungen härten ab.
Abgesehen davon war mein Optimismus, was den Farbgeschmack meiner Eltern anging, nur mehr verhalten.

Zeit für den ersten Umzug. Nun ja, um genau zu sein, war es (zumindest von mir) zunächst nicht als Umzug geplant, sondern als Flucht. Ich hatte es inzwischen aufgegeben, an einen Gott zu glauben, denn ein Gott, der wiederholt zuließ, rote Kleidung an unschuldigen kleinen Jungen zu verbrechen, kann und darf nicht existieren. Doch leider hatte ich in der Hektik den Zündschlüssel zu dem Fahrzeug vergessen, das so hieß wie die Krabbler, die im Garten immer so gut schmeckten, und so wurde ich erwischt.

Aber nachdem wir schonmal alle vor der Tür waren, zogen wir halt eben mal um. Nicht übermäßig weit erstmal; wir blieben in Heidelberg. Man muß es ja nicht gleich beim ersten Mal übertreiben.


Es stellte sich heraus, daß es ganz gut gewesen war, daß meine Flucht scheiterte, denn ich wäre bestimmt im Schnee steckengeblieben, der über Nacht kniehoch gefallen war. OK, zugegeben, „kniehoch“ bedeutete für andere damals nicht wirklich viel. Trotzdem bemerke man die geplante Heimtücke meiner Mama, die zwar ganz unschuldig in die Kamera äugt, gleichzeitig jedoch versucht, mir ein Bein zu stellen. Nur meinen damals noch schier gottgleichen Reflexen habe ich es zu verdanken, daß ich nicht auf die Schnauze flog.
Immerhin hatte ich einen mal was BLAUES an! Ein Anlaß für Glückseligkeit *freu*…

Gut, verlegen wir den Ort des Geschehens wieder nach drinnen, und zwar zu Oma und Opa. Was war damals immer das Interessanteste am Besuch bei den Großeltern? Richtig: Die Fliegenfänger. Diese wunderbaren, langen, klebrigen Dinger, die so viel toller waren als die langweiligen Bänder in Papas Photoapparat, an die man so schwer rankam, und die immer für soviel Aufsehen sorgten, wenn man sie herauszog.
Ich konnte mich laaange mit einem solchen Apparatismus auseinandersetzen, aber ich begriff einfach nicht, warum die „Fliegenfänger“ hießen. Ich habe damit keine einzige Fliege erwischt, egal, wie sehr ich damit geworfen habe…


Oh, schon wieder ab nach draußen. Neue Erfahrungen.


Wasser. Ein seltsam Ding. Man findet es an den eigenartigsten Orten: In der Küche, im Garten, sogar im Badezimmer hatte ich es entdeckt! Es verhält sich äußerst zurückhaltend, schamvoll gar, denn es versteckt sich immer in den Armaturen und Schläuchen. Trotzdem kann es auch sehr hinterhältig sein und einen völlig unerwartet anfallen, z.B. in der Badewanne.
Hier hatte ich es in Flagranti erwischt und wollte es dahin befördern, wo es herkam, aber es ließ sich einfach nicht zurückdrücken. Lag bestimmt an der roten Hose.

Oh ja, was mir bislang fast niemand glauben wollte, wird hier endlich offiziell dokumentiert: Völlig egal, welche Haarfarbe ich heute habe, damals war ich blond!
Korrekt, ich war auch dreckig, aber DAS ist hier nicht das Thema.



Und auch ich war ein lockerer Jüngling mit Haar!

Ich habe keinen Plan mehr, wer die schnittige Braut auf dem Photo da ist, aber es ist ja wohl ganz offensichtlich, daß sie total scharf auf mich gewesen sein muß..!
Von links nach rechts: Ich, Braut.



Aber im großen und ganzen waren Mädchen damals ziemlich blöd und völlig überflüssig. Viel wichtiger war für uns harte Jungs das Vorhandensein eines heißen Ofens, mit dem man die doofen Mädels beeindrucken konnte. Dazu das richtige Outfit (Scheiße, rot, aber die gute Miene hatte ich immer noch drauf), eine 1A Hupe und einige wenige, dezent präsentierte, ausgesuchte Accessoires, und man konnte sich bewundernder Blicke sicher sein. Und das Wichtigste: Das herablassende Lächeln beim Vorüberfahren. DIE würden sowas nämlich nie haben!

Und obwohl meine Maschine ja so gut wie perfekt war, konnte mein Opa sie doch tatsächlich noch etwas verbessern: die Montage eines Motors steigerte die Leistung von einer BS (Biker-Stärke) auf schätzungsweise 0,25 PS (Papa-Stärken).
Mann, war ich stolz! :D



Männlich, ledig, jung sucht…
Übrigens hing mir Rot mittlerweile echt zum Hals raus!

Ui, meinen besten Freund habe ich Euch noch gar nicht vorstellt: Meinen Cord-Dackel! Wir waren unzertrennlich, bis er irgendwann den Weg aller Cord-Dackel ging. Vermutlich wurde er als Anorak oder Hose wiedergeboren.
Aber genug der Sentimentalität.



Fast wäre es mir damals gelungen, eine Schauspieler-Karriere in Hollywood zu starten; meine Agenten hatten soweit alles geregelt, ich hätte nur noch unterschreiben müssen. Doch dann kam, was kommen mußte: Ein neidischer Konkurrent entdeckte einen präpubertären Pickel auf meinem Bewerbungsphoto, und aus war's mit den Millionen-Gagen.
Nun ja, man sieht ja, was Hollywood seitdem für einen Mist produziert. Man hätte es verhindern können, aber nein…

Also doch der normale, schnöde Bildungsweg.
Ich weiß es zwar nicht mehr, aber bei meinem Glück war die Schultüte sicherlich voll mit roten Hosen und Pullovern.
Wenigstens hatte ich eine super Zahnlücke!



So, jetzt verschließen wir erst einmal die Augen vor meiner Kindheit.

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